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DESIGN MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ

Der Artikel zur Fachtagung am Peter Bruckner Preis beschäftigt sich mit folgenden Fragen: Auf welchem Stand ist die Künstliche Intelligenz (KI) im Sommer 2024? Welche Qualität liefern KI-Programme aktuell? Was für Chancen und Risiken ergeben sich durch künstliche Intelligenz?

Die Vorträge

Die Fachtagung zum Peter-Bruckner-Preis im Juli 2024 behandelte das Thema künstliche Intelligenz in Gestaltung und Produktion. Im Atriumhaus Aguntum in Lienz fanden die Präsentationen der Vortragenden statt. Dabei wurde von Hans Stefan Moritsch das Forschungsprojekt „Manual & Artificial Intelligence“ vorgestellt. Vom Physiker Andreas Windisch wurde der Fortschritt und die Funktionsweise von KI behandelt. Die Architektin Valerie Messini stellte Themen zur Ethik durch die Verwendung von KI vor und abschließend präsentierte Mischa Schaub ein futuristisch wirkendes - KI-gestütztes Projekt.

„Manual & Artificial Intelligence“

Hans Stefan Moritsch stellt eine Leuchte vor, die mit der Software Comfy UI entworfen wurde.

Die Studie „Manual & Artificial Intelligence” wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Studiengang Design, Handwerk und materielle Kultur an der New Design University und ausgewählten produzierenden Gestaltern aus Österreich durchgeführt. Untersucht wurden Nutzungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz im Entwicklungs- und Herstellungsprozess von Produkten. Hans Stefan Moritsch stellte in seiner Präsentation Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt vor. Zur Produktgestaltung wurde unterschiedliche KI-Software getestet. Unter anderem die Programme Luma, Stable Diffusion und Comfy UI. Durch die Nutzung von 3D-KI-Programmen können schnell eine Vielzahl an Produktentwürfen generiert werden. Es können sehr komplexe Bilder visualisiert werden, was zum Beispiel der Entwurf einer stark ornamentierten Keramikschüssel gezeigt hat, die allerdings in dieser Form nicht produzierbar gewesen wäre. Aktuell lassen sich durch die Verwendung solcher Softwarelösungen noch kaum produzierbare 3D-Modelle ableiten. Zur Produktion müssen meistens größere Anpassungen am Design vorgenommen werden. Ein 3D-Modell muss dann dem KI-Entwurf entsprechend selbst nachkonstruiert werden. Je komplexer ein Entwurf ist, desto schwieriger wird es nicht nur bei der Konstruktionszeichnung, sondern auch bei der Fertigung des Produkts. Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass es stark von der Branche und Komplexität der Produkte abhängt, inwieweit KI-Produktentwürfe umsetzbar sind oder nicht. Zum Beispiel möchte ein Instrumentenbauer die beste und schönste Trompete produzieren. Dazu ist allerdings komplexes Fachwissen erforderlich, das zu einem Instrument mit guter Stimmung und funktionierenden Ventilen führt. KI kann in solchen Bereichen noch nicht wertbringend eingesetzt werden. Die Nutzung von KI im Instrumentenbau konnte jedoch in weniger komplexe Produktbereiche überführt werden und somit als Inspirationsquelle für andere Produkte genutzt werden. 

Chancen und Risiken von KI

Die Fähigkeit künstlicher Intelligenz hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Was wiederum zur Öffnung neuer Anwendungsmöglichkeiten für alle Internetnutzer geführt hat. Spätestens nach der Einführung von Chat-gpt im November 2022 gibt es vollkommen neue Möglichkeiten der Textgenerierung. Dr. Andreas Windisch gab in seinem Vortrag nähere Einblicke, wie sich die KI seit der Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelt hat. Ebenso stellte er vor, wie künstliche Intelligenz grundsätzlich aufgebaut ist und funktioniert. Seine Folien für die Präsentation hatte er vollständig mit KI-Tools generiert. Er zeigte damit sehr gut die aktuelle Nutzbarkeit von KI auf. Denn derzeit kann man sich noch nicht hundertprozentig auf die Ergebnisse von KI-Tools verlassen. Windisch sprach aber Mut zur Nutzung von KI-Software aus, denn es sei absolut empfehlenswert, eigene Erfahrungen mit KI zu sammeln und sich mit verschiedenen Softwarelösungen zu befassen, denn KI wird sich weiterentwickeln und etablieren.
Künstliche Intelligenz kann aber auch Probleme mit sich bringen. Einerseits kann KI als Waffe für kriminelle Machenschaften genutzt werden, anderseits generiert die KI Ergebnisse aus allen bekannten Daten und deren damit verbundenen Menschenbildern. Valerie Messini zeigte in ihrem Vortrag zahlreiche Beispiele zur ethischen Problematik bei der Nutzung von KI auf. Besonders problematisch kann es sein, wenn KI-gestützte Systeme automatisiert Entscheidungen treffen. Zum Beispiel wenn Menschen für ein Vorstellungsgespräch oder einen Job anhand ihres Aussehens ausgewählt werden. Wenn Bilder mit Personen von der KI generiert werden, kommt es oft zu einer diskriminierenden Darstellung. Der Grund dafür ist, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen von der KI fast nicht berücksichtigt werden. Was unter anderem daran liegt, dass sich die Entwicklungen im Bereich KI größtenteils auf einzelne Länder beschränken (USA, China, einige europäische Staaten) und vor allem Daten aus solchen Staaten genutzt werden. So werden zum Beispiel Menschen vom afrikanischen Kontinent kaum berücksichtigt. Rechtliche Reglementierungen zur Sicherheit und Wahrung der Ethik sind daher beim Umgang mit KI unumgänglich.

Mischa Schaub präsentiert sein futuristisches Projekt.

Mische Schaub zeigt in seinem Vortrag, wie KI-Tools für Designer zu nachhaltigen Produktlösungen führen könnten und damit Chancen für die Zukunft bieten. Dabei visualisierte er für seinen Vortrag seine Vision einer Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, große globale Probleme dauerhaft zu lösen. KI ist für Schaub dabei das alles entscheidende Element, das alle Designaufgaben übernehmen soll. Materialien sollen dabei nicht recycelt werden, sondern zu einem Brikett verpresst werden, aus dem anschließend fast alle Produkte überall lokal hergestellt werden können. Schaub ruft am Ende seiner Präsentation zur Beteiligung an seinem Vorhaben auf – jeder kann sich beteiligen. Mehr Informationen finden Sie unter: https://fabricate.world 

Fazit

Für Designer wird sich durch besser werdende KI-Softwarelösungen zukünftig einiges ändern. Aktuell ist das Angebot bei der Gestaltung von Produkten noch weitgehend als Ideengeber oder Inspirationshilfe nutzbar. Anders sieht es bei der Texterstellung aus, wo die Nutzung von KI bereits jetzt zu erheblichen Zeitersparnissen führen kann. Im Bereich Grafikdesign, bei künstlerischen Bildern und Fotos oder allgemein in allen Bereichen, die sich hauptsächlich auf optische Reize beschränken, wird es wohl bald unverzichtbar sein, mit KI-gestützter Software zu arbeiten. Für ein Design, das mit komplexen technischen Lösungen oder großem impliziten Wissen im Hintergrund erstellt wird, ist KI hingegen aktuell noch nicht ausreichend nutzbar. Was denkt Ihr, wie wird KI die Arbeitsweise von Designern zukünftig verändern?